Die Pinie ist ein Nadelbaum, der von Spanien bis zur polaren Waldgrenze, in Osteuropa bis Sibirien und in Ostasien vorkommt. Es ist ein anspruchsloses Gewächs, das auch in Höhen von über 2000 Metern noch einen Lebensraum findet und über 300 Jahre alt werden kann. In den nordischen Ländern, beispielsweise in Finnland, ist der immergrüne Nadelbaum häufig anzutreffen. Der dort aus der Rinde gewonnene Waldkiefernextrakt ist besonders wirkungsvoll, denn unter den extremen Wetterbedingungen bilden sich mehr Inhaltsstoffe, die den Baum schützen, als bei den Nadelbäumen im Süden.
Da alle Kiefern von Botanikern der Gattung der Pinaceae zugeordnet werden, kann man auch von Pinienrindenextrakt sprechen. Schon die jungen Bäume haben eine kräftige Borke, die aber noch glatt und gelblich-grün ist. Bei älteren Bäumen nimmt die Rinde eine rot-braune bis leuchtend rote Farbe an, bekommt tiefe Risse und grobe Schuppen. Um die wertvollen Inhaltsstoffe zu gewinnen, eignet sich am besten ein Auszug mit Wasser und Ethanol. Welch breites Einsatzgebiet es für den Pinienrindenextrakt gibt, haben Hunderte von Studien nachgewiesen, davon viele mit Menschen.
Pinien sind robuste Nadelbäume, sie lieben ein warm-gemäßigtes Klima und Standorte, die von wenigen anderen Pflanzen besiedelt werden. In der Antike hatte die Pinie (Pinus pinea) eine große Bedeutung und ihre Zapfen waren ein beliebtes Symbol, sogar in der Architektur. Nachdem die Römer im Norden Städte gegründet hatten, traten die Zapfen vielfach als Stadtwappen auf. Die Stadt Augsburg beispielsweise hat in ihrem Wappen eine stilisierte Zirbelnuss, die aber eigentlich ein Pinienzapfen ist. Und im Aachener Dom steht ein über tausendjähriger, knapp 280 Kilogramm schwerer Zapfen aus Bronze, der einem Zapfen aus dem Umfeld des Isis-Tempels im Rom nachgebildet ist. In China, Russland, Korea, Japan und der Mongolei ist die Masson-Pinie, Pinus massoniana, heimisch. Ihr Namenszusatz massoniana erinnert an den Botaniker und Pflanzensammler Francis Masson (1741–1805).
Oligomere Proanthocyanidine
Pinienrindenextrakt besteht zu über 90 Prozent aus Oligomeren Proanthocyanidine (OPC), auch oligomere Procyanidine genannt. Dabei handelt es sich um Flavonoide innerhalb der Gruppe der Polyphenole, der pflanzlichen Aroma- und Farbstoffe. Die OPC wurden 1948 vom französischen Mediziner und Mikrobiologen Jack Masquelier entdeckt. Jahrzehnte später dokumentierte er, dass sie mit Abstand die größte antioxidative Wirkung beim Abfangen von schädlichen Sauerstoffradikalen gegenüber anderen Antioxidantien haben. Sie sollen fast 20 mal stärker als Vitamin C sein und bis zu 50 mal effektiver als Vitamin E.
Chemiker vermuten, dass sie sogar Reaktionsbeschleuniger der Vitamine A, C und E sind. Da sie die Blut-Hirn-Schranke überwinden können, wirken sie auch gegen oxidativen Stress im Gehirngewebe. Wissenschaftler in New York stellten zudem fest, dass OPC die Bildung von Plaques, die zur Alzheimer Erkrankung führen, verhindern oder zumindest verlangsamen und allgemein die Gedächtnisleistung verbessern können.
Flavonoide – Schutz und Schatz der Natur
Die Flavonoide, die wasserlöslichen Pflanzenfarbstoffe, wurden in den 1930er Jahren vom ungarischen Mediziner, Biochemiker und Nobelpreisträger Albert von Szent-Györgyi von Nagyrapolt entdeckt. Er nannte diese sekundären Pflanzenstoffe zuerst Vitamin P, was aber später aufgegeben wurde. Den Begriff Flavonoid, der sich vom lateinischen Wort „flavus“ für gelb ableitet, wählte man, weil viele dieser Pflanzenstoffe gelb sind, doch längst nicht alle. Heute weiß man: Flavonoide sind gute Antioxidantien, sie schützen die Gefäße, wirken gegen Entzündungen, Viren und Bakterien, als Antihistaminikum und sie lindern Krämpfe. Auch soll es durch sie einen krebsvorbeugenden Effekt geben. Die Wissenschaftler warnen nach neuesten Erkenntnissen jedoch davor, dass dieser positive Effekt durch Milch zunichte gemacht wird.
Aufnahme im Körper
Flavonoide werden vom menschlichen Körper aufgenommen, dann von körpereigenen Enzymen teilweise umgebaut, sodass nicht mehr die gesamte Menge zur Verfügung steht. Bei den OPC zerkleinern Mikroorganismen im Darm die relativ großen Moleküle. Dabei entstehen Spaltprodukte, die gut verwertbar sind. Das OPC-Abbauprodukt wurde bei Untersuchungen einige Stunden nach der Einnahme von Pinienrindenextrakt im Blut nachgewiesen und blieb dort fast einen Tag lang erhalten. Die Wirkung der Spaltprodukte wird von den ebenfalls im Extrakt enthaltenen anderen antioxidativen Pflanzenstoffen wie Katechin, Taxifolin und Phenolcarbonsäuren unterstützt, die aus kleineren Molekülen bestehen und schnell im Darm resorbiert werden. Diese Synergie macht die Rinde so wertvoll.
Taxiflonin zur Virenabwehr
Nadelbäume haben in ihrer Rinde einen hohen Gehalt an Taxiflonin, auch die Waldkiefer. Das Flavonoid sorgt für ausreichend Widerstand gegenüber Schädlingen, UV-Strahlung und Wettereinflüssen. Seit März 2020 wird weltweit nach Substanzen gesucht, die Sars-CoV2-Viren abwehren können. Die Viren nutzen das Gewebehormon Prostaglandin E2 (PGE2), um sich zu vermehren. Im Lungengewebe von schwer an Covid19 erkrankten Patienten hat man große Mengen von PGE2 gefunden. Das Hormon wird bei ausreichend Bewegung und Sport weniger gebildet, aber auch Taxiflonin kann zu dessen Senkung beitragen, wie Studien ergeben haben. Es wirkt demnach wie ein Virenhemmer.
Antioxidative Wirkung
Pinienrindenextrakt wirkt aufgrund seiner Inhaltsstoffe antioxidativ und ist ein guter Radikalenfänger und Schutzstoff für die Zellen. Freie Radikale entstehen im Körper bei natürlichen Stoffwechselvorgängen, außerdem durch äußere Einflüsse wie Rauchen, Alkohol, Medikamente, UV-Strahlung, Hochleistungssport, chronische Entzündungen und manche Nahrungsmittel. Radikale sind sehr reaktionsfreudige und aggressive Sauerstoffverbindungen mit ungepaarten Elektronen, die anderen Molekülen Elektronen entreißen. So entstehen in einer Kettenreaktion immer wieder neue freie Radikale und sogenannter oxidativer Stress in den Zellen. Das erhöht das Risiko für zahlreiche Krankheiten.
Es kann zudem durch freie Radikale zu einer Schädigung des Erbguts und vorzeitigem Altern der Haut kommen. Pinienrindenextrakt kann helfen, diese Vorgänge zu verhindern, indem seine Inhaltsstoffe die freien Radikale einfangen und die Abwehrkräfte der Zellen stärken. Das fördert auch die Wundheilung bei Verletzungen. Das wussten die Menschen in den Ländern, in denen die Waldkiefer wächst, schon vor Jahrtausenden.
Schmerzen und Entzündungen bei Arthrose lindern
Weniger oxidativer Stress bedeutet auch weniger Entzündungen. Die antientzündlichen Eigenschaften eines Pinienrindenextrakts haben sich besonders bei Arthrose gezeigt. Er kann Enzyme hemmen, die den Knorpel angreifen, Schmerzen reduzieren und die Beweglichkeit der Gelenke verbessern. In einer italienischen Studie mit Menschen, die an Arthrose litten, konnte die Dosis von entzündungshemmenden Medikamenten nach einigen Wochen um über die Hälfte reduziert werden, womit sich auch die Nebenwirkungen verringerten.
Hilfe bei Venenproblemen
Von Venenproblemen und -beschwerden sind immer mehr Menschen betroffen. Vor allem die Beinvenen leiden unter der modernen Lebensweise mit Bewegungsmangel und zu viel Sitzen. Dann funktioniert der Rückfluss des Blutes zum Herz nicht mehr richtig und es bilden sich Krampfadern. Man spricht dann von Veneninsuffizienz. Bereits in den 1970er Jahren zeigte sich bei einer klinischen Studie mit Patienten, die venöse Beschwerden hatten, dass sich durch die Einnahme eines Pinienrindenextrakts Wasseransammlungen in den Beinen (Ödeme), aber auch Schweregefühl und Schmerzen zurückbildeten. Das wurde bis heute mehrfach bestätigt.
Demnach lassen sich auch Hämorrhoiden und Geschwüre sowie das Auftreten von Blutgerinnseln bei Langstreckenflügen positiv beeinflussen. Werden Kompressionsstrümpfe getragen, erhöht sich deren Wirkung durch die gleichzeitige Einnahme eines Pinienrindenextrakts deutlich. Bei einer Studie wurde den Teilnehmenden vor und nach langen Flügen der Extrakt verabreicht. Das führte dazu, dass sie weniger geschwollene Beine hatten und deutlich weniger Blutgerinnsel in den Venen auftraten. Doch nicht nur bei langen Flügen, auch im Alltag kann eine Veneninsuffizienz zu einem Blutgerinnsel führen. Durch den Blutpfropf wird der Blutfluss weiter behindert oder sogar ganz blockiert und es entsteht eine Thrombose. Im schlimmsten Fall kann dies zu einer lebensbedrohlichen Embolie werden.
Bluthochdruck reduzieren
Gegen Bluthochdruck gibt es zahlreiche Medikamente, die aber starke Nebenwirkungen haben und nicht von jedem vertragen werden. Bei den sogenannten ACE-Hemmern kommt es oft zu Wassereinlagerungen, vor allem in den Unterschenkeln. Wenn man mit einem pflanzlichen Mittel die Medikamenten-Dosis verringern kann, ist den Patienten sehr geholfen, dann reduzieren sich auch die Ödeme. Ein Pinienrindenextrakt kann diese Rolle nachgewiesenermaßen übernehmen. Vor allem dann, wenn die Auslöser für Hypertonie wie Rauchen, Übergewicht, Alkohol, ungünstige Ernährung, Stress und Bewegungsmangel beseitigt werden. Wissenschaftler haben festgestellt, dass beispielsweise Calciumantagonisten mit stark blutdrucksenkender Wirkung bis zur Hälfte reduziert werden konnten, wenn ein Pinienrindenextrakt eingenommen wurde. Sie empfahlen daraufhin, bei Bluthochdruck diese hilfreiche natürliche Substanz einzunehmen. Pinienrindenextrakt stärkt die Wände der Blutgefäße und weitet sie, sodass das Blut besser fließen kann.
Symptome des metabolischen Syndroms verringern
Das metabolische Syndrom (MetS) als Folge von Fehl- oder Überernährung und mangelnder Bewegung wird mittlerweile als Zivilisationskrankheit bezeichnet. Es geht mit erhöhtem Blutdruck, zu hohen Blutfettwerden, Insulinresistenz und Bauchfett einher. Mediziner nennen MetS „tödliches Quartett“, weil es der Hauptauslöser für Schlaganfall und Herzinfarkt ist. Italienische Forscher haben Probanden einen Pinienrindenextrakt gegeben und nach drei Monaten festgestellt, dass die Risikofaktoren von MetS zurückgegangen waren. Blutdruck, Blutzucker und Blutfette waren niedriger als zuvor. Die Wissenschaftler sind der Meinung, dass mit Pinienrindenextrakt und Ernährungsumstellung wieder ein gesunder Body-Mass-Index (BMI) erreicht werden kann.
Blutzuckerwerte verbessern
Im Rahmen weiterer Studien in China hat Pinienrindenextrakt bei Menschen mit einem leichten Typ-2-Diabetes die verschiedenen Werte reguliert. Da er auch antioxidativ und gefäßschützend wirkt, wird das Risiko für Folgeerkrankungen von Diabetes, wie beispielsweise eine verminderte Durchblutung der Augen mit der Gefahr des Erblindens und Erektionsstörungen ebenfalls gemindert.
Gegen nachlassende Libido und Wechseljahrsbeschwerden
Durchblutungsstörungen und das Nachlassen der Elastizität der Gefäße kann bei Männern mit zunehmendem Alter zu Erektionsstörungen führen. Wenn die Arterieninnenwände nicht mehr genug Stickstoff bilden, werden die Gefäße nicht mehr ausreichend geweitet. Pinienrindenextrakt hat in Studien gezeigt, dass es dem ohne Nebenwirkungen entgegenwirken kann. Mit der Kraft der Natur lässt sich so die Libido stärken. Frauen könnte der Extrakt einer Doppel-Blind-Studie mit 200 Teilnehmerinnen in Taiwan zufolge bei Wechseljahrsbeschwerden helfen. Nach einem halben Jahr war bei den Frauen, die den Extrakt erhalten hatten, der LDL-Cholesterinwert gesunken, schon nach vier Wochen hatten sie eine Verbesserung ihrer Beschwerden bemerkt. Auch jüngere Frauen profitieren bei der Menstruation von den Inhaltsstoffen des Rindenextrakts. Patientinnen mit Endometriose, die ihn eingenommen hatten, berichteten von einer Schmerzreduktion.
Asthma und Allergien
Studien zur Wirksamkeit von Pinienrindenextrakt bei Asthma und Allergien waren bislang noch klein, aber vielversprechend. Sie lassen die Hoffnung zu, dass er die Entzündungswerte senkt und die Lungenfunktion verbessert. Sind Allergien oder Heuschnupfen vorhanden, kann der Extrakt wie ein natürliches Antihistaminikum wirken und die Freisetzung von Histamin blockieren.
Stärkung des Immunsystems
Wird Pinienrindenextrakt über längere Zeit regelmäßig eingenommen, stärkt das die Abwehrkräfte gegenüber Erkältungskrankheiten und Virusinfektionen. Dass eine bereits begonnene Erkältung schneller ausheilt, wurde bei zwei Studien in Italien beobachtet. Die Teilnehmenden waren schneller wieder gesund und brauchen weniger herkömmliche Mittel.