Zum Schutz der Gehirnfunktionen und für mehr Energie
Dass Zucker gesund sein und heilend wirken kann, hört sich erst einmal unglaublich an, wird doch immer wieder vor den Gefahren des Zuckerkonsums gewarnt. Doch es gibt eine Zuckerart, die ein großes Potential hat bei der Behandlung und zur Vorbeugung bestimmter Krankheiten, vor allem neurodegenerativer Erkrankungen wie Demenz. Es ist D-Galactose, ein Monosaccharid, das der menschliche Körper als Grundbaustein dringend benötigt, das Energie liefert und insulinunabhängig verstoffwechselt wird.
Galaktose oder Galactose, abgekürzt Gal, wird auch Schleimzucker genannt, weil er bei den meisten Lebewesen am Aufbau der Schleimhäute beteiligt ist. Der Name Galaktose leitet sich von der griechischen Bezeichnung gálaktos für „aus der Milch“ ab. Denn Galaktose ist Teil des Milchzuckers Laktose, der bei der enzymatischen Aufspaltung im Dünndarm in Glukose und Galaktose zerfällt. Galaktose aus der Nahrung wird über die Leber in den Kohlenhydratstoffwechsel eingebracht. Dazu müssen Dünndarm und Leber optimal funktionieren und es darf keine Lebererkrankung vorliegen. Galaktose ist lebensnotwendig und ein wichtiges Zwischenprodukt des Zellstoffwechsels, ein sogenanntes Metabolit. Säuglinge erhalten sie in ausreichender Menge über die Muttermilch.
Monosaccharid der Hexose-Gruppe
Galaktose ist ein Monosaccharid, ein Einfachzucker, genauso wie Glukose (Traubenzucker) und Fruktose (Fruchtzucker), und ein feines, kristallines Pulver. Die Monosaccharide haben ein Grundgerüst mit einer Kette aus mindestens drei Kohlenstoff-Atomen, sogenannten C-Atomen. Galaktose besitzt sechs davon, gehört damit zur Gruppe der Hexosen. Die C-Atome sind an Hydroxyl-(OH)-Gruppen gebunden. Die Bezeichnung D- oder L-Galaktose weist auf die Stellung der Gruppe am zweitletzten C-Atom hin. Steht sie rechts, lateinisch dextrum, spricht man von D-Galaktose, steht sie links, lateinisch laevum, ist es L-Galaktose, die seltener vorkommt und eine untergeordnete Bedeutung hat. Ist von Galaktose die Rede, ist damit immer die D-Form gemeint. Gewonnen wird Galaktose meist aus Molke oder Milchzucker. Sie ist wasserlöslich und schmeckt leicht süß.
Vegane Galactose
Im Allgemeinen wird Galaktose mittels verschiedener Verfahren aus Molke oder Milchzucker gewonnen. Unsere Galaktose wird aus pflanzlichen Rohstoffen hergestellt, sodass sie vegan ist. Ausgangsstoff ist dann Myricetin, ein sekundärer Pflanzenstoff aus der Gruppe der Flavonoide, der in Hülsenfrüchten, Obst und Gemüsen vorkommt. Um an D-Galaktose zu kommen, sind mehrere Schritte notwendig. Erst wird aus Myricetin das Monosaccarid 2-Acetamido-2-Deoxy-D-Galactitol gewonnen, daraus dann L-Fucose, D-Glucose und schließlich D-Galaktose.
Ein wichtiger Hirnzucker
Von Forschern wird Galaktose auch Hirnzucker genannt, weil sie die Konzentration und Gedächtnisleistung fördert, indem sie die Übertragung zwischen den Nervenzellen im Gehirn verbessert. Das Gehirn eines Erwachsenen braucht bis zu 150 Gramm Zucker am Tag und bekommt ihn normalerweise als Glukose über die Ernährung. Fehlt dieser Energielieferant, ist das Gehirn unterversorgt. Müdigkeit und Unkonzentriertheit sind die ersten Anzeichen dafür, längerfristig kann das sogar zu Schäden an den Gehirnzellen und Krankheiten wie Demenz, Parkinson und Depression führen. Das Gehirn kann einen Heißhunger auf Zucker haben, auch wenn genügend davon gegessen wird, aber die meiste Glukose beispielsweise wegen Insulinresistenz im Blut verbleibt, ein Zustand, der wiederum sehr ungünstig für die Gesundheit ist.
Mehr Milch ist keine Lösung
In Studien hat sich ein positiver Einfluss von Galaktose auf die Gehirnleistung bei kognitiven Defiziten und neurodegenerativen Erkrankungen gezeigt, wenn Galaktose oral eingenommen wird. Sie könnte sich demnach zur begleitenden Therapie und zur Vorbeugung eignen. Über die Ernährung ist das kaum zu erreichen. In Hülsenfrüchten beispielsweise ist Galaktose enthalten, allerdings nur sehr wenig. Aber mehr Milch und Milchprodukte zu konsumieren, empfiehlt sich aus verschiedenen Gründen wie schlechte Verwertbarkeit, von der die meisten Menschen betroffen sind, nicht. Auch wer eine Laktoseintoleranz hat, muss auf diese Möglichkeit verzichten. Außerdem ist die Menge an Galaktose in Milch und deren Produkten zu gering. Zudem stehen sie längst im Verdacht, verschiedene Krankheiten hervorzurufen und Osteoporose zu fördern, statt sie zu verhindern. Ein Risiko ist, dass Milch Wachstumshormone enthält, damit die Kälber schnell an Größe und Gewicht zulegen Das könne hormonbedingte Krebserkrankungen wie Prostata-, Gebärmutter, Eierstock- und Brustkrebs hervorrufen oder beschleunigen, sagen immer mehr Wissenschaftler.
Demenz und Alzheimer durch Zuckermangel?
Psychiater und Neurologen haben entdeckt, dass Diabetes und Morbus Alzheimer möglicherweise durch die gleichen krankhaft veränderten Körperfunktionen entstehen. Das Hormon Insulin und sein Einfluss auf Signal- und Stoffwechselvorgänge spielt dabei eine entscheidende Rolle. Heute haben viele Menschen bereits eine Vorstufe von Diabetes mit Insulinresistenz, ohne es zu wissen. Die Zellen verschließen sich dann dem Insulin, das den Zucker hineinschleusen will, und es kommt nicht mehr genug Glukose aus der Nahrung in den Zellen an. Auch im Gehirn nicht, das Glukose aber für seine Funktion dringend benötigt. Eine verminderte Aufnahme von Glukose infolge gestörter Insulinrezeptoren an den Zellen kann also nach neuesten Erkenntnissen jede Form von Demenzerkrankungen begünstigen. Galaktose wäre ein natürliches Mittel, dem Zuckermangel im Gehirn entgegenzuwirken, weil sie ohne Insulin in die Zellen gelangt und eine Störung der Insulinrezeptoren auf diesen Vorgang keinen Einfluss hat.
Schutz und Verbesserung der Gehirnzellen
Außerdem ist Galaktose ein stabilisierendes Element des Bindegewebes und ein wesentlicher Bestandteil von Glykoproteinen und Glykolipiden, die in der Zellmembran einen Schutz der Zellen bilden und das Zellgerüst festigen. Von besonderer Bedeutung ist, dass Galaktose den Informationsaustausch zwischen den Nervenzellen fördert. Elektrische Signale können so besser weitergeleitet werden, besonders im Gehirn. Bei der Krankheit Morbus Alzheimer, die immer mehr Mediziner als Stoffwechselstörung Diabetes Typ 3 bezeichnen, ist ebenfalls die Zuckerversorgung im Gehirn gestört. Nach Erkenntnissen erster Studien kann diese mit Galaktose deutlich verbessert werden. Versuche an der Charitè waren vielversprechend. Die Orientierung der betroffenen Menschen, ihr Erinnerungsvermögen und ihre Fähigkeit zu sozialer Kommunikation hatten sich deutlich verbessert. Allerdings muss ausreichend Galaktose im Blut vorhanden sein, sonst kommt der Transport in die Zellen nicht in Gang.
Gehirn hungert bei Diabetes nach Zucker
Ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerwert hat irgendwann fatale Folgen. Erst einmal kommt es zur Resistenz der Zellen gegenüber dem Hormon Insulin, das Glukose in die Zellen transportieren will, längerfristig zu Diabetes Typ 2. Neueste Studien haben ergeben, dass die Gedächtnisleistung bei Menschen mit erhöhtem HbA1C-Wert, der den über Wochen durchschnittlichen Zuckergehalt im Blut angibt, deutlich nachlässt. Bei Diabetes ist zwar zu viel Zucker im Blut, aber das Gehirn hungert trotzdem nach Glukose. Hier scheint die Natur vorgesorgt zu haben, indem sie die Möglichkeit geschaffen hat, dass Galaktose aus dem Blut in die Gehirnzellen gebracht werden kann. Sie nutzt dazu das Transporteiweiß GLUT-3, das sich immer in der Plasmamembran der Zellen befindet. Im Zellinneren wird Galaktose dann zur dringend benötigten Glukose umgebaut. Das Gehirn freut sich und kann wieder optimal funktionieren. Der Blutzuckerspiegel steigt durch die Einnahme von Galaktose nur minimal an. Auch bei einer Fruktose-Malabsorption oder Fruktoseintoleranz kann dieser Effekt genutzt und Galaktose unbedenklich als natürliche Zuckerquelle eingenommen werden.
Für Sportler und bei Leistungsabfall
Bei Demenzerkrankungen spielt auch Ammoniak (NH3) eine Rolle. Die chemische Verbindung entsteht durch den Abbau von Proteinen. Wie Forschende herausgefunden haben, weisen Alzheimer-Patienten erhöhte Ammoniakwerte im Gehirn auf. Die toxische Substanz muss über die Leber entsorgt werden, was Zeit erfordert und nicht immer ausreichend gelingt. Der größte Nachteil von Ammoniak für die Gehirngesundheit ist, dass die Verbindung die Insulinrezeptoren an den Zellen blockiert. Dadurch kommt es wieder zu dem Effekt, dass den Gehirnzellen zu wenig Zucker zur Verfügung steht mit den oben genannten Folgen für die Hirnleistung. Galaktose könnte eine Hilfe sein, indem sie das Gehirn mit ausreichend Zucker versorgt.
Außerdem wird vermutet, dass Galaktose die Entgiftung fördert und Ammoniak so besser ausgeschieden wird. Sportler nutzen Galaktose gerne für eine schnelle Energielieferung und Leistungssteigerung. Wird intensiv trainiert, bilden sich Milchsäure und Ammoniak in den Muskeln, der Blutzuckerspiegel schwankt und es steht ganz plötzlich weniger Energie zur Verfügung. Bei solchen Leistungsabfällen kann Galaktose, beispielsweise aufgelöst in Wasser oder einem Getränk, wieder fit machen. Es bringt auch etwas, wenn Galaktose bereits vor dem Sport eingenommen wird.
Nebenwirkungen sind nicht zu erwarten
Wer die seltene genetische Galaktosämie hat, bei der dieser Zucker nicht verwertet werden kann und sich schädliche Stoffe bilden, darf Galaktose auf keinen Fall einnehmen. Ansonsten sind Nebenwirkungen im Allgemeinen nicht zu erwarten. Galaktose wird nicht als Arznei-, sondern als Lebensmittel eingestuft, weil es in Milch und einigen Pflanzen natürlich vorkommt. Galaktose schadet nicht den Zähnen, es soll sogar die Bildung von Belägen und Karies verhindern. In hohen Dosen kann der Zucker abführend wirken.