Während Vitamine und Mineralstoffe mit ihrer Bedeutung für den menschlichen Körper allgemein bekannt sind, bekommen einige Spurenelemente oft nicht die nötige Beachtung. Dabei sind sie ebenfalls unverzichtbar und ein Mangel kann Beschwerden und Krankheiten auslösen. Das trifft auch auf Bor zu, ein chemisches Element (B) und Halbmetall. Es ist ein sogenanntes Ultraspurenelement und ein Mikronährstoff, der sich positiv auf die Gehirntätigkeit und den Knochenstoffwechsel auswirkt und helfen kann, Arthrose und möglicherweise sogar Prostatakrebs zu verhindern.
Altbekanntes Mittel wieder erlaubt
Bor kommt als reines Element in der Natur nicht vor, sondern nur in chemischen Verbindungen im Gestein. Vor allem als Borsäure und deren kristallinen Natriumsalzen, die man Borate nennt. Sie bestehen aus Bor, Natrium und Sauerstoff. Das häufigste Borat ist Borax, ein Dinatriumtetraborat-Decahydrat, vereinfacht Natriumborat genannt. Mitunter begegnet man auch der englischen Bezeichnung Boron. Der Name Borax leitet sich vom persischen „burah“ ab. Seit der Antike werden Borate für verschiedene Zwecke genutzt, zum Beispiel für Glasuren auf Keramik, Porzellan und Emaille sowie bei der Glasherstellung. Auch die antibakterielle Wirkung war bekannt. Zwar verwendet man es industriell bis heute, jedoch ist das Wissen um das heilende und vorbeugende Element Bor weitgehend verloren gegangen. Nicht zuletzt auch, weil in den 1980er Jahren der Verkauf von Nahrungsergänzungsmitteln mit Borax in Deutschland verboten wurde. Es wird gemunkelt, die Pharmaindustrie könnte wegen drohender Umsatzeinbrüche hinter dem Verbot des natürlichen Mittels gestanden haben. Aufgrund der europäischen Richtlinien ist es in Form von Borsäure und Natriumborat wieder erlaubt
Aufnahme über Lebensmittel ist oft unzureichend
Auch wenn relativ wenig Bor auf der Erde vorhanden ist, brauchen Pflanzen es für ihr Wachstum und sie nehmen es je nach Art und Standort in unterschiedlichen Mengen aus dem Boden auf. Deshalb ist es in dem meisten Obst und Gemüse enthalten und Vegetarier sind oft besser damit versorgt. Die zur Verfügung stehende Menge hängt aber von der Beschaffenheit des Bodens ab, auf dem die Pflanzen gewachsen sind. Und wird leicht verfügbarer Kunstdünger eingesetzt, dann nutzen die Pflanzen nicht mehr das natürliche Mineralstoffangebote des Bodens, das sie aufwändig aufschließen müssten. Außerdem kann die Resorption im menschlichen Körper durch verschiedene Faktoren wie einen kranken Darm, Alkoholgenuss, chlorhaltiges Trinkwasser und Medikamente gestört sein. Auch Kochen in Wasser verringert den Gehalt von Bor in Lebensmitteln. Es kann also davon ausgegangen werden, dass die Aufnahme von Bor über die Ernährung zu gering ist und viele Menschen einen Mangel haben, von dem sie nichts wissen.
Symptome einer Unterversorgung
Es ist immer schwierig, anhand von Beschwerden den Mangel eines bestimmten Mineralstoffs eindeutig zu bestimmen. Doch bei Gelenkschmerzen, Haarausfall, Hauterkrankungen und -irritationen, innerer Unruhe oder geschwächtem Immunsystem sollte an Bor gedacht werden. Auch, weil es Einfluss auf die Ausscheidung und Aufnahme anderer Mineralstoffe und Spurenelemente hat, was zu solchen Symptomen führen kann. Gedächtnisstörungen und Aggressivität werden in diesem Zusammenhang ebenfalls ins Gespräch gebracht. Nachweisen lassen sich Borverbindungen vor allem in Knochen, Zähnen, Nägeln und Haaren. Da es noch keine genauen Angaben darüber gibt, wieviel Bor täglich benötigt wird, sprechen Wissenschaftler bislang noch nicht vom Bor-Mangel, sondern von einer Unterversorgung und sie nennen Bor ein Ultraspurenelement, weil die Menge, die der menschliche Körper benötigt, sehr gering ist. Man geht von 0,3 bis 1 Milligramm am Tag aus. Überschüsse werden über die Nieren ausgeschieden.
Wichtig für Knochen und Zähne
Bor ist für den Menschen essentiell, muss also mit der Nahrung zugeführt werden. Eine Studie mit Frauen in der Postmenopause hat ergeben, dass die tägliche Einnahme von Bor die Ausscheidung von Kalzium und Magnesium über den Urin deutlich reduziert und gleichzeitig deren Einlagerung in die Knochen verbessert. Insgesamt gingen dadurch weniger Kalzium, aber auch Magnesium und Phosphor verloren. Viele meinen ja, Osteoporose entstehe allein durch Kalziummangel. Doch die Knochen benötigen noch andere Substanzen. Neben Magnesium und Vitamin D, das eigentlich ein Hormon oder eine Hormonvorstufe ist, nimmt auch Bor Einfluss auf die Knochengesundheit, unter anderem auf dem Weg über die Schilddrüse und die Nebenschilddrüse, die den Kalziumstoffwechsel beeinflussen. Sie benötigen dazu auch Bor, kleinste Mengen reichen schon aus. Wenn mithilfe des Spurenelements weniger von den wichtigen Mineralien ausgeschieden wird und diese dem Knochenstoffwechsel zur Verfügung stehen und wenn dazu noch die Verwertbarkeit von Vitamin D gesteigert wird, dann werden die Knochen nicht so leicht brüchig. Gleiches gilt für die Zähne.
Fördert die Bildung von Östrogen und Testosteron
Bei Frauen haben auch die Hormone Einfluss auf die Knochendichte, besonders in den Wechseljahren. In einigen Studien konnte beobachtet werden, dass sich der Östrogen- und Testosteronspiegel durch Bor erhöht, was zudem weitere Wechseljahrsbeschwerden wie Hitzewallungen, Depressionen, Hauttrockenheit und Gewichtszunahme lindern kann. Auch bei Männern waren positive Effekte auf den Hormonhaushalt zu beobachten, indem der Testosterongehalt im Blut anstieg. Bor oder Borverbindungen scheinen eine wichtige Rolle bei der Bildung von körpereigenen Steroidhormonen wie Östrogen und Testosteron sowie Vitamin D zu spielen und die Funktion der Drüsen zu stärken. Doch Vorsicht: Wer im Rahmen einer Hormonersatztherapie schon Östrogen einnimmt oder eine Krebserkrankung in den Geschlechtsorganen hat, sollte kein zusätzliches Bor supplementieren.
Bei Entzündungen und Arthrose
Die Erkenntnis, dass unentdeckte, sogenannte heimliche Entzündungen im Körper an der Entstehung der meisten schweren Krankheiten zumindest beteiligt sind, setzt sich immer mehr durch. Deshalb hat die Suche nach Entzündungshemmern in der Forschung gerade eine große Bedeutung und es werden verschiedene Stoffe in den Blick genommen, auch Bor. In einer Studie konnte eine allgemeine Reduzierung der Entzündungswerte nach der Gabe von Bor festgestellt werden. Dass Bor besonders beim Gelenkverschleiß Arthrose und der Gelenkentzündung Arthritis eine Hilfe sein kann, hat sich hingegen schon in den 1960er Jahren bestätigt. Überrascht waren die Forscher außerdem, als sie feststellten, dass in Ländern mit borarmen Böden die Menschen früher und häufiger an Arthritis erkranken als in Ländern, in denen die Böden borhaltiger sind. Es besteht also Grund zur Annahme, dass der Mineralstoff den Schmerzen und Bewegungseinschränkungen bei Arthrose entgegenwirkt und das Entstehen der Krankheit hinauszögert.
Prostatakarzinom
Prostatakrebs, der vor allem ältere Männer befällt, ist für Forscher immer wieder Anlass, nach den Ursachen zu suchen und den möglichen Einfluss einer Fehl- oder Überernährung und eines Mangels an Nährstoffen in den Blick zu nehmen. So wurde auch geprüft, welchen Einfluss Bor haben könnte. Bei Männern, die an dieser Krebsvariante erkrankt waren, ermittelten die Wissenschaftler anhand der Essgewohnheiten der Probanden, wieviel Bor ihre Nahrung enthält. Sie interpretierten aus den Ergebnissen, dass Bor ein Prostatakarzinom verhindern kann, wenn am Tag rund 1,8 Milligramm aufgenommen werden.
Gut fürs Gehirn
Wegen des Verbots von Borverbindungen wurde weniger geforscht. Doch schon in den 1990er Jahren gab es Erkenntnisse, dass Bor die Gedächtnisleistung steigern kann. Denn es ist an Gehirnaktivitäten beteiligt, fördert die Aufmerksamkeit und die Koordination von Augen und Händen, das Kurzzeitgedächtnis und die Geschicklichkeit, besonders die Feinmotorik. Dass ein Bormangel die Gehirnaktivität verringert, wurde bei Mensch und Tier beobachtet.
Gegen Pilze, Viren und Bakterien
Im Einsatz gegen Parasiten jeder Art hat sich Bor ebenfalls als hilfreich erwiesen, indem es antiviral, antibakteriell und antifungizid wirkt, beispielsweise bei Candida-Hefepilzen und Hauterkrankungen, und dass es die von Parasiten verursachten Schäden minimiert. Ob Bor auch bei der HIV-Infektion nützlich ist, konnte noch nicht abschließend geklärt werden.
WICHTIG: Überdosierung vermeiden
Reines Bor ist in größeren Mengen giftig, deshalb müssen Supplemente genau dosiert werden. Aber die toxische Grenze wird mit Nahrungsergänzungsmitteln nicht überschritten. In den Präparaten befindet sich ja kein reines Bor, sondern Natriumborat (Borax) mit einem geringen Anteil von elementarem Bor. In Borax sind zwischen 10 und 11 Prozent reines Bor enthalten. 30 Milligramm Borax liefern also rund 3 Milligramm Bor. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat mitgeteilt, dass 1 Milligramm Bor am Tag nicht gesundheitsgefährdend ist.
Das Institut rät aber folgenden Gruppen, kein zusätzliches Bor einzunehmen: Kindern und Schwangeren, Frauen, die in den Wechseljahren Hormone einnehmen, und Männern, die Fortpflanzungsstörungen haben.
Weitere Studien haben bestätigt, dass auch bis zu 10 Milligramm noch keine toxische Wirkung haben. Der Verdacht, Bor könnte die Fortpflanzungstätigkeit verringern, kam nach Tierversuchen auf. Den männlichen Ratten waren allerdings extrem hohe Mengen verabreicht worden. Ebenso den trächtigen Weibchen, bei denen daraufhin die Entwicklung der Embryonen gestört war. Das kann nicht eins zu eins auf den Mensch übertragen werden. Der müsste weit mehr als 100 Gramm Bor am Tag zu sich nehmen, was unmöglich ist.
Um die positiven Eigenschaften von Bor zu nutzen, ohne sich zu vergiften, müssen bei einer Supplementierung die Angaben zur Verzehrmenge und -häufigkeit unbedingt eingehalten werden.